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Theresa ist aus Afrika zurück und jetzt verheiratet (aber das ist eine andere Geschichte).
Am erschütternsten fand sie den alltäglichen Überlebenskampf der Meschen, selbst der kranken, alten oder behinderten, Menschen ohne Beine, die auf Holzbrettern zwischen den Autos hin und her fahren und betteln, man hat dort gar keine Zeit krank zu sein, meint Theresa, sogar ich war immer so beschäftigt, schnell in die Sammeltaxen ein- oder wieder auszusteigen, dass ich meine Arthrose ganz vergessen habe. Und überall riecht es nach verbrannten Plastiktüten.
Am beeindruckensten fand sie die Großzügigkeit und Gastfreundschaft selbst der Ärmsten, gerade in ihrem Überlebenskampf, man bekommt immer etwas angeboten, wird in die Wellblechhütte gebeten und das Essen miteinander geteilt.
Seitdem sie wieder zurück ist, kommt ihr Deutschland ganz leer und leise vor, als würden die Menschen hier voreinander weglaufen.

(alle zufrieden und ich auch)
So heißt eine Taverne in Unter dem Vulkan, einem Buch von Malcolm Lowry, könnte es einen schöneren Namen für eine Kneipe geben? Was ansonsten dort passiert, und in ein paar anderen Kneipen in einer kleinen Ortschaft in Mexico, am Fuß der großen Vulkane, die eigentlich schlafende aztekische Prinzen und Prinzessinen sind, ist aber weniger idyllisch als tragisch. Erzählt wird die Geschichte eines abgesetzten und geschiedenen britischen Konsuls, der trunksüchtig ist und selbst von seiner ehemaligen Frau, die ihn immer noch liebt und deswegen nach Mexico zurückkehrt, nicht gerettet werden kann.
Als ich das Buch im Zug auf der Fahrt nach Haldern lese, sitzt in dem Abteil gegenüber ein einsamer Biertrinker, plötzlich schiebt er das Fenster nach unten und singt gegen den Fahrtwind: Ein einziges freundliches Wort / macht manchmal wieder alles gut.

zum Beispiel mag ich meine Mutter
WEIL sie mit ihren Söhnen auf ein richtiges Rock-Festival gefahren ist und drei Nächte dort campiert hat, und jeden Abend hat sie bis zum letzten Act durchgehalten. Das hab ich nicht geschafft. Auf ihrem Campingstuhl sitzt sie, ein Bein über das andere geschlagen, in dem Shirt mit dem Leopardenfellmuster, die blau getönten sonnenbrillengläser nach hinten geschoben, queen of rock, und meint: Meine güte ist das heiß, guck doch noch mal nach, Robin, das sind jetzt bestimmt schon 42 Grad.
Man muß sie einfach lieben.

in dem kleinen dorf haldern am niederrhein hat sonntag morgens nur der friedhof geöffnet und die alten leute, die mit ihren fahrrädern auf den wenigen straßen unterwegs sind, grüßen jeden, auch unbekannte, selbst die festivalbesucher, die einmal im jahr für ein wochenende in das dorf einfallen und auf einem acker in sichtweite der kirchturmspitze campieren, es ist so heiß, das die luft über den dixieklos zu vibrieren scheint, die überall neben den zelten aufgestellten flaggen hängen schlaff und matt herunter, alles flimmert und man verliert das gefühl für entfernungen, das festivalgelände erscheint unheimlich weit weg, manche haben sofagarnituren um ihre zelte aufgestellt, drum herum ihre bierkästen, aus den autoboxen spielt sich divine comedy schon mal ein für den auftritt am abend mit dem sinfonieorchester, ein junger mann fragt in jedes zelt hinein: bist du mein bruder, ich hab mein zelt verloren, jemand versucht ihn zu trösten und fragt: du hast also ain paar nette mädchen getroffen und jetzt findest du dein zelt nicht mehr? nein, weint der junge mann, eigentlich fand ich vor allem eine richtig nett, aber jetzt weiß ich nicht mehr, wo mein bruder ist, na das wird schon, sagt der andere beruruhigend, komm erst mal mit, dann sehen wir weiter.

Zum Beispiel mag ich Song-Seuk
WEIL sie noch eben schnell in dieser Rubrik auftauchen sollte, bervor sie mit ihrer Familie nach Frankfurt zieht. WEIL ihre heißen, scharfen koreanischen Suppen in den letzten Jahren das beste Mittel gegen meine Erkältungen waren. WEIL sie in ihrem Leben schon mindestens vierzig, fünfzig Mal umgezogen ist, und sie trotzdem Ruhe und Sicherheit ausstrahlt. WEIL sie einen sehr gastfreundlichen, großzügigen und herzlichen Charakter hat, und trotzdem immer noch nicht ganz an den kalten, desinteressierten Deutschen verzweifelt ist. Einen hat sie sogar geheiratet (der ist aber auch nicht kalt und desinteressiert). Die Hochzeit wurde im Internet nach Korea übertragen, damit ihr Vater (ein evangelischer Pfarrer) alles miterleben konnte, und sie saß in ihrem traditionellem grünroten Hochzeitskleid vor dem Standesbeamten und hat die ganze Zeit geweint. WEIL sie sich eine halbe Stunde lang lauthals gefreut hat, nur weil ich ihr erwähnte, dass ich eine Freundin habe. Ich muß ihr wie ein hoffnungsloser Fall vorgekommen sein.

In Michael Lermontows Ein Held unserer Zeit leidet ein junger, reicher, intelligenter Mann an Überdruß und Langeweile und versucht sich abzulenken, indem er andere Menschen gegeneinander ausspielt. Glücklicher wird er dadurch nicht.
Das Buch wurde im Neunzehnten Jahrhundert geschrieben. Trotzdem hat man das Gefühl, eigentlich ginge es um einen Helden unserer Zeit. Aufgewachsen ohne Illusionen, steht er manchmal heroisch über seinen Gefühlen und Mitmenschen, dann wieder versinkt er in Verzweiflung und sucht sich zu betäuben, wie unsere Generation, schwankend zwischen Selbstverwirklichung auf Kosten anderer, den Versuchen, am Wochenende alles zu vergessen, und der Verzweiflung der Hoffnungslosen.
Noch eine andere traurige Person gibt es in dem Buch: einen Offizier, der sich mit der Hauptperson befreundet wähnt und ihn nach langer Zeit wieder sieht. Seine Vorfreude auf das Treffen stößt aber nur auf kaltes Desinteresse und er bleibt nach einem Drittel der Erzählung verbittert und freudlos zurück.

hat schon der Daniel in seinem weblog beschrieben
www.mywebwork.de/fiene.tv/
deswegen brauch ich über das Deutsche Historische Museum an dieser Stelle nichts mehr schreiben, und auch eigentlich auch nichts über die schöne Ausstellung "American Portraits". Nur eins noch: die schönste Geschichte, die neben den Fotos erzählt wurde, war von einem Päarchen, das vor den Präsidentenköpfen des Mount Rushmore fotografiert wurde. Ihr Großvater (oder Urgroßvater, wer auch immer) sah George Washington ähnlich und hat deswegen für dessen Kopf Modell gestanden. Immer wen das Päarchen jetzt die Köpfe sehen, fällt ihnen als erstes die Nase ihres Großvaters auf.

nach göttin (betont auf der zweiten silbe und mit einem langen "i") bei brandenburg fahren samstag nur wenige busse der linie d, vom bahnhof in brandenburg läuft man zur bushaltestelle ungefähr zwanzig minuten durch eine graue, leere straße, nur wenige häuser sind neu gestrichen, meistens in mintgrün, rosa, zitronengelb, die wenigen läden stehen überwiegend leer, man wartet auf einer brücke und blickt auf eine schleuse, vor der ein paar kleine motorboote im wasser schlange stehen, der bus fährt eine einspurige straße bis zur endhaltestelle, vorbei an einstöckigen DDR-grauen wohnhäusern, die etwas verloren inmitten der großen, mit gartenzwergen vollgestellten grundstücke stehen, als ich zurück möchte, fährt nur noch um halb sechs ein sammeltaxi, mit mir warten ein paar alte großmütter und ein unfreundlicher älterer herr mit brauner bügelfaltenhose, aber die omas sind nett und fragen, wohin ich möchte und erzählen, wie man am schnellsten zum bahnhof kommt, und ob wir wohl alle in das sammeltaxi passen und sie noch den anschlußzugbus bekommen, schließlich passen wir alle in das taxi, ein kleinbus, der fahrer kippt die rücksitze nach hinten, damit die jüngsten hinten sitzen, und das bin natürlich mit abstand ich, mit den zwei riesigen, in zeitungspapier eingapackten fischen, die man mir geschenkt hat, und den anschlußbus bekommen die netten omas auch noch, der taxifahrer gibt extra etwas mehr gas, um den bus an der haltestelle noch zu überholen.

An der Küste des südchinesischen Meeres gibt es Städte, die sich darauf spezialisiert haben, Computer zu entsorgen. Achtzig Prozent der Computer aus den Vereinigten Staaten landen letzten Endes irgendwann in China, werden dort ausgeweidet und die Rohstoffe wieder neu verwertet. Was übrig bleibt, und das ist der überwiegende Teil der Geräte, verrottet in Flüssen und Tümpeln und vergiftet das Grundwasser. Die Einwohner ganzer Landstriche haben jetzt schon irreparabel schwarze Zähne und die Krebsrate ist dort überall gestiegen.

Einmal verliert ein Polizist seine Dienstwaffe, was ihm vorher nie passiert ist, ausgerechnet an dem Tag, an dem er sein erstes Date seit Jahren hat, mit einer Frau, von der er noch nicht weiß, dass sie Kokain nimmt, sie ist die Tochter eines berühmten Quizmasters, der sie als Kind mißbraucht hat, aber seiner Frau nur sagen kann: Ich weiß es nicht mehr, kann mich an nichts erinnern. Am selben Tag liegt der greise Produzent der Quizsendung im Sterben und versöhnt sich fast mit seinem Sohn, seine junge Frau versucht sich umzubringen und das Wunderkind der Quizsendung versagt und sagt am Ende endlich zu seinem entäuschten und wütendem Vater: Du mußt netter zu mir sein.
In welchem Film?

Zum Beispiel mag ich Moni Weber
WEIL sie zwar nur eine sehr kleine Person ist, höhenmäßig, aber dafür ist ihr Herz doppelt so groß wie ihr Körper hoch, mindestens. WEIL sie eigenlich aus Berlin kommt und wahrscheinlich deswegen sagt was sie denkt, und sie sagt soviel, dass es manchmal so scheint, als würde ihre Zunge jeden Denkprozess automatisch in Worte umsetzen. Ein bißchen bin ich traurig, dass ich die großen gelben Fleischtomaten, die sie in ihrer Kindheit in Berlin gegessen hat und die ich für sie besorgen sollte, dort nicht gefunden habe. WEIL sie immer eine ganze Menge Hustenbonbons dabei hat, wenn man gerade eins braucht, für den Kreislauf oder die Stimme. Überhaupt hat sie immer etwas für andere dabei, und wenn sie Besuch hat, läuft sie vor Freude aufgeregt zwischen Küche und Eßzimmer hin und her und macht dabei kleine Luftsprünge.

 

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