Andreas ist blind und wohnt in einem Haus, dessen Treppen ich putze. Am Freitag war er sehr aufgeregt, weil gleich die deutschen Handballer im Halbfinale der Olympischen Spiele stehen sollten. Sehen kann ich es ja leider nicht, meint er, aber zuhören ist bestimmt genauso spannend. Vor ein paar Tagen das Viertelfinalspiel mit Verlängerungen und dem Siebenmeterschießen, das hat er kaum ausgehalten.
Die Bundesligaschlußkonferenz am Samstagnachmittag ist für ihn fester Bestandteil des Wochenende. Einmal hörte er etwas von einer CD mit den Höhepunkten der letzten Jahre. Da hab ich einen schleimigen Brief an den WDR geschrieben, erzählt er, und die haben mir die CD dann sogar geschenkt. Auf der CD sind ein paar Höhepunkte, die ich auch live mitbekommen haben: zum Beispiel der Saisonabschluß 1999, als in den letzten zehn Minuten mehrmals der Absteiger wechselte und am Ende Frankfurt in der Liga blieb, weil es immer noch ein Tor mehr schoß als Nürnberg, in dessen Stadion Günter Koch einem Nervenzusammenbruch am Mikrofon beinahe zu erliegen schien. Sehr ungerne hört Andreas die letzen Minuten der Saison 2000/01, als Schalke drei Minuten lang Meister war und in der Nachspielzeit München noch ein indirekter Freistoß zugesprochen wurde. Da wußte ich sofort, sagt Andreas, und muß immer noch mit dem Kopf schütteln, der ist drin. Und schon wieder Bayern Meister.
Die Bundesligaschlußkonferenz am Samstagnachmittag ist für ihn fester Bestandteil des Wochenende. Einmal hörte er etwas von einer CD mit den Höhepunkten der letzten Jahre. Da hab ich einen schleimigen Brief an den WDR geschrieben, erzählt er, und die haben mir die CD dann sogar geschenkt. Auf der CD sind ein paar Höhepunkte, die ich auch live mitbekommen haben: zum Beispiel der Saisonabschluß 1999, als in den letzten zehn Minuten mehrmals der Absteiger wechselte und am Ende Frankfurt in der Liga blieb, weil es immer noch ein Tor mehr schoß als Nürnberg, in dessen Stadion Günter Koch einem Nervenzusammenbruch am Mikrofon beinahe zu erliegen schien. Sehr ungerne hört Andreas die letzen Minuten der Saison 2000/01, als Schalke drei Minuten lang Meister war und in der Nachspielzeit München noch ein indirekter Freistoß zugesprochen wurde. Da wußte ich sofort, sagt Andreas, und muß immer noch mit dem Kopf schütteln, der ist drin. Und schon wieder Bayern Meister.
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Endlich hat mich Georgs Weblog mit seinem Kafka-Link auf die Idee gebracht, etwas über Kafka zu schreiben.
Also: etwas für alle, die sich überfordert fühlen, die das Gefühl haben, die ganze Welt nage an ihnen, die ein grundsätzlich schlechtes Gewissen haben, die sich nie völlig sicher sind, ob ein Alptraum Wirklichkeit oder ihre Wirklichkeit ein Alpttraum ist, denen ständig etwas dummes passiert, und niemand als sie selbst ist Schuld daran:
Verwandlung
die Geschichte von Gregor Samsa, der eines Tages erwachte und sich in ein riesiges Ungeziefer verwandelt fand. Warum? Müßt ihr selber rausfinden. Oder habt ihr schon eine Theorie?
Also: etwas für alle, die sich überfordert fühlen, die das Gefühl haben, die ganze Welt nage an ihnen, die ein grundsätzlich schlechtes Gewissen haben, die sich nie völlig sicher sind, ob ein Alptraum Wirklichkeit oder ihre Wirklichkeit ein Alpttraum ist, denen ständig etwas dummes passiert, und niemand als sie selbst ist Schuld daran:
Verwandlung
die Geschichte von Gregor Samsa, der eines Tages erwachte und sich in ein riesiges Ungeziefer verwandelt fand. Warum? Müßt ihr selber rausfinden. Oder habt ihr schon eine Theorie?
dominicw - am Sonntag, 29. August 2004, 11:52 - Rubrik: das universum (eine bibliothek)
Zum Beispiel mag ich Gaby
WEIL sie für mich ungefähr das ist, was man in der DDR "Heldin der Arbeit" nannte. Morgens fährt sie, zur Zeit mit dem Fahrrad, zu ihrer Firma, in der sie acht Stunden lang damit beschäftigt sein wird, Fleisch in Supermarktpackungen einzulegen. Der Geräuschpegel ist so laut, die Maschinen lärmen so ununterbrochen, dass sie einen Ohrenschützer trägt, auch wenn ihre Kollegen sie am Anfang Mickey Mouse nannten. Uhren darf sie auf der Arbeit nicht tragen, öffentliche Uhren gibt es in den Arbeitsräumen nicht, nur wenn die Maschinen gerade stehen, hätte sie kurz Gelegenheit, an einem der Geräte auf eine kleine Digitalanzeige zu gucken. Meistens wartet sie aber einfach darauf, dass der Maschinenführer die Pause ankündigt. Sie schält sich dann aus ihren Arbeitsklamotten und arbeitet sich durch die Desinfizierung. Die Pause verbringt sie in der Kantine, dem einzigen Ort mit einer großen Uhr. Dort ißt sie ein paar Butterbrote. Bezahlt wird sie nach der Anzahl der erledigten Fleischpackungen. Sie weiß, das sie noch viele Jahre wird dort arbeiten müssen. Das stundenlange Stehen geht ihr in den Rücken, aber ihr geht es besser, seitdem sie im Fitnessstudio Rückenübungen macht. WEIL sie trotzdem so viele positive Dinge in ihrem Leben sieht, zum Beispiel die Pferde auf dem Weg zu ihrer Arbeit, und sich nie beschwert. WEIL sie immer das Beste aus ihrem Tag macht und sehr viel Freundlichkeit ausstrahlt.
WEIL sie für mich ungefähr das ist, was man in der DDR "Heldin der Arbeit" nannte. Morgens fährt sie, zur Zeit mit dem Fahrrad, zu ihrer Firma, in der sie acht Stunden lang damit beschäftigt sein wird, Fleisch in Supermarktpackungen einzulegen. Der Geräuschpegel ist so laut, die Maschinen lärmen so ununterbrochen, dass sie einen Ohrenschützer trägt, auch wenn ihre Kollegen sie am Anfang Mickey Mouse nannten. Uhren darf sie auf der Arbeit nicht tragen, öffentliche Uhren gibt es in den Arbeitsräumen nicht, nur wenn die Maschinen gerade stehen, hätte sie kurz Gelegenheit, an einem der Geräte auf eine kleine Digitalanzeige zu gucken. Meistens wartet sie aber einfach darauf, dass der Maschinenführer die Pause ankündigt. Sie schält sich dann aus ihren Arbeitsklamotten und arbeitet sich durch die Desinfizierung. Die Pause verbringt sie in der Kantine, dem einzigen Ort mit einer großen Uhr. Dort ißt sie ein paar Butterbrote. Bezahlt wird sie nach der Anzahl der erledigten Fleischpackungen. Sie weiß, das sie noch viele Jahre wird dort arbeiten müssen. Das stundenlange Stehen geht ihr in den Rücken, aber ihr geht es besser, seitdem sie im Fitnessstudio Rückenübungen macht. WEIL sie trotzdem so viele positive Dinge in ihrem Leben sieht, zum Beispiel die Pferde auf dem Weg zu ihrer Arbeit, und sich nie beschwert. WEIL sie immer das Beste aus ihrem Tag macht und sehr viel Freundlichkeit ausstrahlt.
dominicw - am Donnerstag, 26. August 2004, 12:48 - Rubrik: menschen die ich mag
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die jugendherberge in konstanz ist erst vor kurzem neu eröffnet worden, vielleicht deswegen übertrieben teuer und das personal trotzdem unfreundlich, abgesehen von den zivis, die beim einarbeiten unter ihren vorgesetzten leiden, zur herberge gehört auch ein ehemaliger wasserturm, von dem aus man über den ganzen bodensee und auf die schweizer alpen sehen kann, in unserem sechsbettzimmer treffen wir einen studenten, der eine wohnung in der gegend sucht, einen älteren südafrikaner und zwei sehr ungleiche radfahrer, die sich ganz krank genervt haben, einer lag völlig fertig auf seinem bett, der andere hat ununterbrochen geredet und - ja, ja, schon richtig - gesagt, oder angefangen, aus einem prospekt zitate berühmter schriftsteller über konstanz vorzulesen (kannste das nich nachher machen, meinte der andere, ich hab kohldampf), oder zu fragen: was willst du dir denn noch ansehen (ne pommesbude, antwortet der andere) oder vorzuschlagen, fahrenheit 9/11 zu sehen: komm, heute siehst du deine erste doku im kino (wenn ich das wort doku schon höre, kommt als antwort), im foyer wartet eine frau mit dicken brillengläsern und schwarzwäldertrachtenrock auf ihren mann, sein brillengestell ist sogar noch größer, ab und zu kontrolliert der herbergsvater, er wirkt ein wenig angetrunken, ob die zivis richtig arbeiten, aber es gibt zum glück auch ein tischfußballspiel, ich verliere zweimal vier zu sechs gegen meinen kleinen bruder.
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Gerade sind wir zurückgekommen von Freunden, denen der Jahrhundertregen Toilettenwasser dreißig Zentimeter hoch ins Schlafzimmer geschwemmt hat. Stundenlang hat die Feuerwehr (ein Beitrag zum größten Nachkriegsfeuerwehreinsatz in Münster, samstagnacht) das Wasser weggepumpt.
Ein paar Eindrücke vom Dienstagnachmittagzapping:
Der Hurrican in Florida schmeißt Wellblechdächer auf Amateurfilmer.
Autos wippen auf einer Flutwelle, die durch ein Küstendorf in Cornwall rast und die Fahrzeuge über die Klippen ins Meer spült.
Ein Nachrichtensprecher erzählt etwas über hundert Taifuntote in Südchina.
In der Türkei retten sich Menschen aus ihren überschwemmten Häusern, an Seilen, die aus Hubschraubern herabgelassen werden.
Und das steht heute in der Zeitung:
Die Europäische Umweltagentur warnt vor dem von Menschen verursachten Klimawandel, der Dürren, Hochwasser und Stürme auch immer häufiger in Deutschland auslöst. Die Co2-Konzentration sei so hoch wie seit mindestens 420.000 Jahren nicht mehr - "vielleicht sogar seit 20 Millionen." (Wie kann man das errechnen?) Drei Viertel der Schweizer Gletscher werden 2050 verschwunden sein. Die Durchschnittstemperatur sei inden vergangenen 100 Jahren im europäischen Durchschnitt um 0,95 Grad Celsius gestiegen. Der Meeresspiegel um 0,8 bis 3mm jährlich.
Ein paar Eindrücke vom Dienstagnachmittagzapping:
Der Hurrican in Florida schmeißt Wellblechdächer auf Amateurfilmer.
Autos wippen auf einer Flutwelle, die durch ein Küstendorf in Cornwall rast und die Fahrzeuge über die Klippen ins Meer spült.
Ein Nachrichtensprecher erzählt etwas über hundert Taifuntote in Südchina.
In der Türkei retten sich Menschen aus ihren überschwemmten Häusern, an Seilen, die aus Hubschraubern herabgelassen werden.
Und das steht heute in der Zeitung:
Die Europäische Umweltagentur warnt vor dem von Menschen verursachten Klimawandel, der Dürren, Hochwasser und Stürme auch immer häufiger in Deutschland auslöst. Die Co2-Konzentration sei so hoch wie seit mindestens 420.000 Jahren nicht mehr - "vielleicht sogar seit 20 Millionen." (Wie kann man das errechnen?) Drei Viertel der Schweizer Gletscher werden 2050 verschwunden sein. Die Durchschnittstemperatur sei inden vergangenen 100 Jahren im europäischen Durchschnitt um 0,95 Grad Celsius gestiegen. Der Meeresspiegel um 0,8 bis 3mm jährlich.
dominicw - am Donnerstag, 19. August 2004, 22:05 - Rubrik: die pracht des planeten
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Gestern hat mir ein sehr, sehr alter Mann erzählt, daß er um 1950 ein paar Jahre in Kanada gelebt hat. Einmal hat er da die Queen gesehen, so nah wie die Wand da vorne, meint er. Und seine Herbergswirtin hat den Untergang der Titanic überlebt, sie war auf dem Weg nach Amerika zu ihrem Mann, für sie war ein Platz im Rettungsboot, aber sie hat erzählt, wie die Männer vom Ordnungspersonal mit Schlägen zurück aufs Schiff zurückgetrieben wurden und alle ertrunken oder erfroren sind.
(Jocelyn`s comment: Oh, I guess that poor old man was confused and watched some history channel on TV.)
Aber ich glaube ihm. Allerdings hat er mich gestern auch mit Eis bestochen. Er hat eine Packung mit Cornettowaffeleis gekauft, aber in den Kühlschrank und nicht in die Tiefkühltruhe gesteckt, natürlich war das Eis geschmolzen, warm wie Pudding und vor allem mußte alles weg. Ich war gezwungen mindestens drei Stück zu essen und nachher hatte ich Durchfall.
(Jocelyn`s comment: Oh, I guess that poor old man was confused and watched some history channel on TV.)
Aber ich glaube ihm. Allerdings hat er mich gestern auch mit Eis bestochen. Er hat eine Packung mit Cornettowaffeleis gekauft, aber in den Kühlschrank und nicht in die Tiefkühltruhe gesteckt, natürlich war das Eis geschmolzen, warm wie Pudding und vor allem mußte alles weg. Ich war gezwungen mindestens drei Stück zu essen und nachher hatte ich Durchfall.
dominicw - am Donnerstag, 19. August 2004, 14:49 - Rubrik: human being
Zum Beispiel mag ich meinen Bruder Manuel
WEIL er am Wochenende eine richtig nette Party im Garten meiner Eltern veranstaltet hat, und er hat vorher soviele Pavillons aufgebaut, daß noch nicht einmal die 15Liter Regen pro Quadratmeter am Samstagabend die Stimmung kaputt machen konnten. WEIL er die netteste Lache der Welt hat, wenn er richtig Spaß an etwas hat und dann in sich hineingluckert. WEIL ich mir manchmal wünschen würde, auch so praktisch veranlagt zu sein. Ein, zwei Griffe, alles erledigt, sieht auch noch gut aus und ich kann nur dastehen und staunen.
WEIL er am Wochenende eine richtig nette Party im Garten meiner Eltern veranstaltet hat, und er hat vorher soviele Pavillons aufgebaut, daß noch nicht einmal die 15Liter Regen pro Quadratmeter am Samstagabend die Stimmung kaputt machen konnten. WEIL er die netteste Lache der Welt hat, wenn er richtig Spaß an etwas hat und dann in sich hineingluckert. WEIL ich mir manchmal wünschen würde, auch so praktisch veranlagt zu sein. Ein, zwei Griffe, alles erledigt, sieht auch noch gut aus und ich kann nur dastehen und staunen.
dominicw - am Dienstag, 17. August 2004, 17:41 - Rubrik: menschen die ich mag
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Letzte Woche habe ich Jörn endlich mal zumindest am Telefon erreicht. Er wohnt nicht mehr zu Hause, aber bei seiner Großmutter ist er gerade auch nicht, sondern in einem kleinen Dorf, dessen Namen er kaum kannte. Er wußte auch nicht wo es liegt, er mußte seine Freundin fragen (vielleicht habe ich ihn richtig verstanden und sie kommt von dort) und meinte irgendetwas über Luxemburg, oder in der Nähe, oder so.
Jörns Vater ist auch nicht zu erreichen, die Wohnung scheint leer zu stehen, niemand öffnet, nirgends brennt Licht, aber die Nachbarn im Hochhaus wissen auch von nichts.
In der ZEIT war letzten Donnerstag ein Artikel über die Verfolgung von Sinti und Roma während der NS-Zeit, die heute noch von vielen geleugnet wird. 500.000 sind von den Nazis ermordet worden. Heute leben in Deutschland ca60.000 Sinti und Roma.
Jörns Vater ist auch nicht zu erreichen, die Wohnung scheint leer zu stehen, niemand öffnet, nirgends brennt Licht, aber die Nachbarn im Hochhaus wissen auch von nichts.
In der ZEIT war letzten Donnerstag ein Artikel über die Verfolgung von Sinti und Roma während der NS-Zeit, die heute noch von vielen geleugnet wird. 500.000 sind von den Nazis ermordet worden. Heute leben in Deutschland ca60.000 Sinti und Roma.
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Wurde im Radio gesagt:
Urlaub macht dumm.
Nach drei Wochen nichts tun am Strand verliert ein Durchschnittsdeutscher zwanzig Prozent seiner Intelligenz.
Bei zusätzlich übermäßigem Alkoholgenuss kann man durchaus noch mehr als nur zwanzig IQ-Punkte verlieren.
Selbst nach wochenlangem konzentriertem Arbeiten nach dem Urlaub ist eine völlige Regeneration nicht garantiert.
Was kann man dagegen tun?
Der Intelligenzpsychologe im Radio meint:
Fremdsprachen sprechen, sich für Einheimische und Mitreisende interessieren, Schach spielen, auch Kartenspiele, aber besser Skat als Mau-Mau, Initiativausflüge machen.
Urlaub macht dumm.
Nach drei Wochen nichts tun am Strand verliert ein Durchschnittsdeutscher zwanzig Prozent seiner Intelligenz.
Bei zusätzlich übermäßigem Alkoholgenuss kann man durchaus noch mehr als nur zwanzig IQ-Punkte verlieren.
Selbst nach wochenlangem konzentriertem Arbeiten nach dem Urlaub ist eine völlige Regeneration nicht garantiert.
Was kann man dagegen tun?
Der Intelligenzpsychologe im Radio meint:
Fremdsprachen sprechen, sich für Einheimische und Mitreisende interessieren, Schach spielen, auch Kartenspiele, aber besser Skat als Mau-Mau, Initiativausflüge machen.
dominicw - am Donnerstag, 12. August 2004, 10:11 - Rubrik: human being