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zum Beispiel mag ich meine Oma
WEIL sie mir gestern ganz verschämt erzählt hat, dass sie sich "findet Nemo" als Videokassette gekauft hat, sie hat sich den Film auch schon angesehen (ich wäre gerne dabeigewesen) und war nur von der Vorschau am Anfang etwas irritiert. Das darf man keinem erzählen, dass ich das gemacht habe, meinte sie, und errötete kichernd. Naja. Jetzt schreibe ich in meinem Weblog darüber und wer weiß, wer das alles liest. Aber mal im Ernst: muß man sich für seine Oma schämen, weil sie sich "findet Nemo" kauft?
Also ich bin stolz auf meine Oma.

M. hat einen Wellensittich, der in einem relativ kleinen Käfig lebt und momentan herzzerreißend leidet, niemand weiß wieso. Er sitzt in einer Käfigecke, ein Bein von sich gestreckt, seinen Kopf in die Ecke, öffnet seine Augen kaum und sein ganzer Körper zittert in kleinen Wellen vor sich hin. Manchmal versucht er auf die Stange zu klettern, aber er kann kaum sein Gleichgewicht halten, und meistens fällt er sehr schnell wieder auf den Käfigboden.
M. leidet mit seinem Wellensittich herzzerreißend mit. Er kann sich kaum auf etwas anderes konzentrieren, mitten im Satz stoppt er, steht auf, setzt seine Brille auf, guckt sich seinen Vogel an und schüttelt den Kopf. Man hängt ja doch ganz schön an so einem Tier, meint er, und versucht dann mit dem Vogel zu sprechen, dazu verändert er seine Stimme, vielleicht will er den Vogel nicht verschrecken, und mit einer hohen Fistelstimme sagt er "Coco, Coco, hab dich lieb". Er hat sich ein gebrauchtes Pflegebuch für Wellensittiche gekauft und versucht gerade die Kapitel "wenn der Vogel krank ist" zu studieren, aber letzen Endes bleibt nur ein Tierarztbesuch übrig. Das bringt doch auch nichts, meint M., die wollen nur einen Haufen Kohle, und dann schläfern sie den Vogel ein.

zum Beispiel mag ich Sara & Denis
WEIL jedes mal wenn ich sie im Odenwald besuche blendendes Wetter ist, und ich glaube das liegt daran, dass die beiden so blendend nett sind, dem Wetter bleibt gar nichts anderes übrig als ebenso nett zu sein. Außerdem mag ich das ganze alte Geschirr in der Wohnung, mit den vielen Initialien, die aber nie zu ihren eigenen Namen passen, S & D steht auf keiner Gabel und auf keinem Glas, nur obskure Kürzel wie B & L, oder R & T, wer immer das auch war, die hatten bestimmt nie eine Wohnzimmerpuppe, die man aufziehen konnte, und dann spielte sie die Kinderliedversion einer Mozartsonate, an der Denis sichtlich Freude hat.

in marburg kann man mit dem aufzug in die oberstadt mit fachwerkhäusern, rathaus, schloß etc fahren, oder man läuft zu fuß, zum beispiel vorbei an der elisabethkirche, in deren gotischem chor eine jazz-gruppe probt, und an der apotheke, in deren schaufenster früher der "scheiss [entschuldigung] des monats" ausgestellt war, erzählte man mir, weil der apotheke die pharma-konzerne nicht ausstehen konnte, in der altstadt steht in einer studentenkneipe eine karl-marx-büste über der tür, mit weißer farbe bekleckert, und an einem vergammelten roten tor hat jemand seinen willen hinterlassen BITTE NICHT RENOVIEREN, wie in allen universitätsstädten gehören die schönsten fachwerkhäuser burschenschaften, die ihre giebel mit fantasie-flaggen schmücken und traditionen suggerieren, und dann gibt es noch das café vetter, in dem man auf etwas verschlissenen pseudo-barock-sesseln sitzt, oder wenn man glück hat auf einem richtigen sofa, an einer theke kann man sich eine torte aussuchen, bekommt eine nummer, und wartet dann, bis die bedienung die torte bringt, neben uns hat sich ein schwules päarchen mit zwei lesben getroffen und warum auch immer, aber die vier planen einen gemeinsamen urlaub.

Letzte Woche hat an der Warendorfer Straße ein neuer und sehr günstiger China-Imbiß eröffnet. Wir haben uns sehr gefreut, aber nach dem ersten abend waren wir etwas ernüchtert, obwohl das Essen schmeckte. Um halb zehn waren wir die einzigen gäste in dem menschenleeren Raum, nur hinter der Theke saß ein Chinese mit Goldkettchen und spielte gelangweilt mit seinem Handy, eine zierliche Verkaufskraft lächelte schüchtern über den Ladentisch und hatte später Probleme, einen Zehn-Euro-Schein zu wechseln, gesprochen hat eigentlich nur ein Perser, der zwischendurch alle Stühle zurechtgerückt hat, behauptete, den ganzen Tag über wäre der Bär los gewesen und nur einmal lächelte, als er mit seiner Digitalkamera ein Foto von den Füßen der weiblichen Bedienung zu schießen versuchte, aber als er merkte, daß ich ihn beobachtete, erstarrte sein Grinsen und er blickte ziellos und verlegen im Raum herum. Nach einer unsäglich langen Zeitspanne öffnete sich endlich die Tür, ein sehr sehr kleiner, verschwitzter Koch mit Baseball-Kappe brachte das Essen, und wir durften verschwinden.

ein buchtipp für alle die jetzt mit in paris waren, oder schon immer mal hin wollten, oder sich vor jahren da verlobt haben:
"der Bauch von paris" von Emile Zola ,
ein buch über ein paris, das es nicht mehr gibt, über die alten Markthallen in der Nähe des heutigen Centre Pompidou.
Heute steht an deren Stelle ein modernes unbeliebtes Einkaufszentrum, Afrikaner sprechen Vorbeilaufende an und versuchen Drogen zu verkaufen, Obdachlose schlafen auf den Parkbänken,
aber bis in die Sechziger Jahre (mein Opa kann sich noch daran erinnern) waren die markthallen das Herz der Stadt, ihr Bauch vielmehr, und das Buch von Zola hat vielmehr noch als die Menschen, die dort arbeiten, die Atmosphäre der riesigen Hallen zum thema, auf die Paris im neunzehnten Jahrhundert, als Zola den roman schrieb und die Hallen noch ganz neu waren, sehr stolz war und in denen vor der einführung der supermarktkultur die lebensmittel für die ganze stadt umgeschlagen wurden.

an einer straßenecke in der nähe des invalidendom in paris klammert sich eine alte frau an eine straßenlaterne, sie trägt einen schwarzen hut und eine lockige perücke, einen sehr gelben rock und eine knallrote jacke, das deftige make-up macht ihr gesicht noch älter und wird zu einer maske, mit einer hand an der laterne schwankt sie über den bürgersteig und guckt abwechselnd in eine der beiden straßen die sich hier treffen, viele leute laufen vorbei, aber keiner sieht sie, ein paar häuser weiter werden in einem kleinen bistro belegte baguettes geröstet und von einer freundlichen bedienung mit amelie-lächeln an den tisch gebracht, am tresen sitzt eine ältere etwas angetrunkene dame mit grauem kurzhaarschnitt und grinst sogar deutsche touristen an, ein paar jugendliche sitzen an einem tisch, machen ihre hausaufgaben und halten zigaretten in ihren händen, die nicht angezündet sind, an den wänden hängen plakate aus den zwanzigern, die für ferien auf korsika werben und zum nachtisch gibt es schokoladenkuchen und tarte des pommes noires.

am flughafen in frankfurt wird man in den keller geschickt, wenn man auf jemanden wartet, den man abholen will, dann steht man zwischen den ständen verschiedener autovermieter und einer verspiegelten wand, in der sich alle paar minuten schiebetüren öffnen, durch die erschöpfte passagiere stolpern, die sich etwas irritiert umblicken, weil so viele leute hinter der absperrung stehen und warten, eine dame mit ihren zwei kleinen hündchen hat probleme, ihre tiere unter kontrolle zu behalten, ein mann in den vierzigern hat dasselbe problem mit seinen beiden kleinen söhnen, die zwar jeder eine rose in der hand halten, sich aber trotzdem ständig zu prügeln beginnen, eine afrikanerin mit sehr viel gepäck sucht anscheinend ihren anschlußflug, aber sie versteht mich weder auf deutsch noch englisch noch französisch, nach einer halben stunde warten kommen die ersten reisenden mit amerikanischem akzent, eine mutter mit ihrer kleinen tochter, sie versucht ständig wegzulaufen und die kleinen hunde zu küssen, schließlich verschwinden die beiden, und jedes mal wenn sich die schiebetür wieder öffnet und wieder niemand kommt, den man kennt, hat man trotzdem einen kleinen herzinfarkt bekommen.

Zum Beispiel mag ich Jocelyn
WEIL sie eigentlich hier an erster Stelle stehen müßte, und endlich für vier Wochen in Deutschland ist. ´Tschuldigung, wenn ich gerade nicht so richtig oft Lust habe, mich hier an den PC zu setzen, ich hoffe´, Ihr habt Verständnis!

 

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