Mittwoch nachmittags besuche ich meistens einen alten Herrn, der aus der Ukraine kommt. Unter anderem. Vor dem ERSTEN Weltkrieg was sein Vater kaiserlicher Kutscher in Odessa, damals eine reiche berühmte Metropole am Schwarzen Meer, aufgewachsen ist er in Galizien, einer Gegend, die im letzten Jahrhundert ständig ihre Besitzer gewechselt hat, Österreicher, Polen, Russen, Deutsche, die Rote Armee, Ukrainer.
Der alte Mann wurde 1920 geboren, im selben Jahr hat der Schriftsteller Isaak Babel die Rote Armee auf einem Feldzug gegen Polen durch Galizien begleitet, dabei Tagebuch geführt, und später eine Geschichtensammlung daraus gemacht. Beides kann man heute nachlesen, das Kriegstagebuch und die Geschichten in "Die Reiterarmee", und dabei erleben, wie Babel zwar von dem Kommunismus überzeugt ist, aber trotzdem an der Gewalt und Ungerechtigkeit des Krieges verzweifelt. Ende der Dreißiger Jahre ist er unter Stalin verschleppt und ermordet worden, seine Familie war ins Exil gegangen, aber er war in der Sowjetunion geblieben, weil er gehofft hatte, die russische Gesellschaft zu verändern.
Der alte Mann wurde 1920 geboren, im selben Jahr hat der Schriftsteller Isaak Babel die Rote Armee auf einem Feldzug gegen Polen durch Galizien begleitet, dabei Tagebuch geführt, und später eine Geschichtensammlung daraus gemacht. Beides kann man heute nachlesen, das Kriegstagebuch und die Geschichten in "Die Reiterarmee", und dabei erleben, wie Babel zwar von dem Kommunismus überzeugt ist, aber trotzdem an der Gewalt und Ungerechtigkeit des Krieges verzweifelt. Ende der Dreißiger Jahre ist er unter Stalin verschleppt und ermordet worden, seine Familie war ins Exil gegangen, aber er war in der Sowjetunion geblieben, weil er gehofft hatte, die russische Gesellschaft zu verändern.
dominicw - am Freitag, 30. April 2004, 10:44 - Rubrik: das universum (eine bibliothek)
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am aasee ist in einem flachdachpavillon das byzantinische seminar untergebracht, mit ein paar büros, einer bibliothek, einem foyer, vollgestellt mit üppig wachsenden papyrus pflanzen, dahinter eine fesnterwand mit blick auf den see, und die wände behängt mit karten zur geschichte des byzantinischen reiches, wenn ich dort ein buch für meine professorin ausleihe, habe ich das gefühl, seit wochen der einzige besucher zu sein, manchmal erscheint ein völlig verschreckter bibliotheker, der sich lange konzentrieren muß, um sich daran zu erinnern, wie das mit der ausleihe funktioniert, und wo die leihzettel sich noch mal befinden, manchmal arbeitet dort aber auch eine hilfskraft, die die bestände der bibliothek einzeln in den computer eingegeben hat, jedes einzelne buch zu kennen scheint und immer dabei ist, irgendetwas zu übersetzen, und manchmal unterhält er sich mit anderen leuten im institut auf altgriechisch.
zum Beispiel mag ich Theresa
WEIL sie eine Zeitlang in einem Wohnwagen gelebt hat, der über fünfzig Jahre alt war, írgendwo hinter dem Tiergarten in Wolbeck, niemand sonst lebte weit und breit, der Wagen stand hinter einem Ex-Kuhstall, der unter anderem von Theresa als Atelier genutzt wurde. Einmal kam sie im Dunkeln nach Hause und hatte gar nicht gemerkt, dass auf den Wiesen um ihren Wagen eine ganze Reihe Panzer standen, und erst nachts ist sie von dem Manöver wachgeworden, weil das Licht von Taschenlampen in ihren Wohnwagen schien und sie englische Stimmen hörte. Und WEIL sie später mit dem Wohnwagen nach Dorsten umgezogen ist und den ganzen Weg dorthin mit einem Traktor zurückgelegt hat. Zweimal wurde sie von der Polizei angehalten, das erste Mal wollten sie nur mal die Papiere sehen, aber beim zweiten Mal war es die Militärpolizei. Der Traktor war so laut gewesen, das Theresa nicht bemerkt hatte, dass sie wieder mitten in einem Manöver war und sich hinter ihr eine endlos lange Reihe Panzer stauten, die nicht überholen konnten, weil der Wohnwagen zu breit war.
WEIL sie eine Zeitlang in einem Wohnwagen gelebt hat, der über fünfzig Jahre alt war, írgendwo hinter dem Tiergarten in Wolbeck, niemand sonst lebte weit und breit, der Wagen stand hinter einem Ex-Kuhstall, der unter anderem von Theresa als Atelier genutzt wurde. Einmal kam sie im Dunkeln nach Hause und hatte gar nicht gemerkt, dass auf den Wiesen um ihren Wagen eine ganze Reihe Panzer standen, und erst nachts ist sie von dem Manöver wachgeworden, weil das Licht von Taschenlampen in ihren Wohnwagen schien und sie englische Stimmen hörte. Und WEIL sie später mit dem Wohnwagen nach Dorsten umgezogen ist und den ganzen Weg dorthin mit einem Traktor zurückgelegt hat. Zweimal wurde sie von der Polizei angehalten, das erste Mal wollten sie nur mal die Papiere sehen, aber beim zweiten Mal war es die Militärpolizei. Der Traktor war so laut gewesen, das Theresa nicht bemerkt hatte, dass sie wieder mitten in einem Manöver war und sich hinter ihr eine endlos lange Reihe Panzer stauten, die nicht überholen konnten, weil der Wohnwagen zu breit war.
dominicw - am Mittwoch, 28. April 2004, 11:22 - Rubrik: menschen die ich mag
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Gestern habe ich Jörn in der Nähe vom Coerdemarkt getroffen, auf der Straße sieht er noch ein bißchen mehr aus wie ein kleiner Junge, und obwohl man eigentlich damit gerechnet hat, ist man geschockt, daß er mit einer Zigarette in der Hand rumläuft, ein Mädchen ist dabei, bestimmt seine Freundin, und zwei kleine Kinder mit Stützradfahrrädern.
"Auf die muß ich heute aufpassen", meint Jörn, "passiert ja soviel in Coerde." Und da hat er recht, er selbst ist erst vor ein paar Wochen zusammengeschlagen worden. Nach eigener Darstellung haben zwei größere Jungen ihn angepöbelt, als er sich das nicht gefallen lassen wollte, hat einer der beiden ihn mit einer Stahlröhre auf den Schädel geschlagen, Jörn mußte ins Krankenhaus und noch Wochen später klagte er über Kopfschmerzen (zum Arzt gehen wollte er aber trotzdem nicht).
"Auf die muß ich heute aufpassen", meint Jörn, "passiert ja soviel in Coerde." Und da hat er recht, er selbst ist erst vor ein paar Wochen zusammengeschlagen worden. Nach eigener Darstellung haben zwei größere Jungen ihn angepöbelt, als er sich das nicht gefallen lassen wollte, hat einer der beiden ihn mit einer Stahlröhre auf den Schädel geschlagen, Jörn mußte ins Krankenhaus und noch Wochen später klagte er über Kopfschmerzen (zum Arzt gehen wollte er aber trotzdem nicht).
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Mein Lieblingssatz vom Wochenende paßt vielleicht auch ein bißchen auf ein Weblog, wenn es kein geistloses Weblog ist:
Im Gegensatz zu materiellen Reichtümern nimmt der geistige Reichtum zu, wenn man ihn teilt.
Im Gegensatz zu materiellen Reichtümern nimmt der geistige Reichtum zu, wenn man ihn teilt.
dominicw - am Montag, 26. April 2004, 11:59 - Rubrik: human being
Auf dem Marktplatz habe ich wieder den Münsteraner gesehen, der grundsätzlich nur safrangelbe Klamotten trägt. Kennt ihr den? Weil es gerade ja endlich etwas wärmer ist, trägt er einen Sommerlook, natürlich auch in safrangelb, eine gelbe kurze Hose, gelbe Sandalen, ein gelbes ärmelloses Shirt, sogar Haar und Bart wirken etwas gelblich eingefärbt. Am liebsten hätte ich mich mal mit ihm unterhalten, aber mir fehlte der Mut.
dominicw - am Montag, 26. April 2004, 11:56 - Rubrik: human being
werdohl liegt mitten im sauerland und man erreicht es von der autobahn über eine bundesstraße, die auf höhenzügen entlangläuft, man sieht bergketten bis zum horizont, einen rosa sonnenuntergang, fast ein bißchen kitschig, und in einer talschlucht liegt plötzlich fast so was wie eine richtige stadt, das ist werdohl, mit bahnhof, einer nachts beleuchteten stadtpfarrkirche, laternenreihen, die sich an einem flußufer enlangziehen, häßlichen neubauten an den bergketten, und irgendwo über der stadt ein beton-schulzentrum mit veranstaltungszentrum, in dem gestern abend ein sänger, der sonst mit seinem romantic ensemble in altersheimen und krankenhäusern vorspielt, ein benefiz konzert zugunsten der jugend der stadt organisiert hat, zum glück singt er nicht die ganze zeit selber, zu der musik vom band, sondern läßt auch mal eine richtiges jazz quartett spielen, und eine koreanische opernsängerin, und der bürgermeister ist zufrieden, er kann tausend euro für die jugendarbeit spenden.
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zum Beispiel mag ich Manuela und Christoph
WEIL sie ein Medi-Zini-Poster mit einem Orca über ihrem Esstisch hängen haben. Und sie haben einen Tibet-Terrier, er ist schwarz-weiß gescheckt, der Tracy heißt, und dem Manuela fast soviel Verständnis entgegenbringt wie ihrem Mann. Und weil sie zwar manchmal ebenfalls ein bißchen zum Chaos neigen, aber trotzdem selten Nein sagen und eigentlich ganz schön viel geschafft bekommen. Das macht Mut.
WEIL sie ein Medi-Zini-Poster mit einem Orca über ihrem Esstisch hängen haben. Und sie haben einen Tibet-Terrier, er ist schwarz-weiß gescheckt, der Tracy heißt, und dem Manuela fast soviel Verständnis entgegenbringt wie ihrem Mann. Und weil sie zwar manchmal ebenfalls ein bißchen zum Chaos neigen, aber trotzdem selten Nein sagen und eigentlich ganz schön viel geschafft bekommen. Das macht Mut.
dominicw - am Freitag, 23. April 2004, 10:30 - Rubrik: menschen die ich mag