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die pracht des planeten

Aus dem neuen mare-Heft (in dem es eigentlich um Istanbul geht):
"Wie viele Blauwale gibt es eigentlich noch?
Ein Herz so groß wie ein VW-Käfer, eine Arterie, durch die bequem ein Mensch krabbeln könnte, 150 Tonnen Gewicht bei 33 Meter Länge - der Blauwal ist das größte Geschöpf, das es je auf der Erde gab. Und groß ist auch sein Appetit: Etwa 100 Kilogramm hauptächlich Leuchtgarnelen, auch Krill genannt,verschlingt er auf einmal, bis zu vier Tonnen täglich. Feinde hat er keine - außer dem Menschen. Von dem 1926 auf 200.000 Tiere geschätzten Bestand lebt nur noch ein Bruchteil. Allein 1931 schlachteten Walfänger in der Antarktis 29.000 Blauwale ab: für Lampenöl und Korsettstangen. Erst seit 1986 ist er geschützt. Heute machen ihm Unterwasserlärm und Klimawandel zu schaffen. Wie viele Blauwale noch durch die Meere ziehen, lässt sich kaum bestimmen; zu selten begegnen wir ihm, wenn er zum Atmen auftaucht. Die Schätzungen schwanken zwischen 700 und 4900 Tieren - nicht genug, glauben Forscher, um die Art zu erhalten. Denn Blauwale vermehren sich sehr langsam. So groß sie auch sind, in den Ozeanen einen Partner zu finden fällt ihnen schwer."

Die Zahl der Sandstürme ist in der Sahara stark angestiegen. Überweidung, Entwaldung und Besiedlung vergrößern die Erosion. Sie nimmt aber auch zu, weil immer mehr Geländewagen benutzt werden anstelle von Kamelen. Man spricht von "Toyotarisierung" der Sahara, weil die Geländewagen die schützende dünne Kruste aus Flechten, Algen, Lehm und Kies aufbrechen und den Saharasand leichter wegwirbeln lassen. Der Sand wird bis nach Europa, Florida, Grönland und Amazonien getragen und trägt zur Verbreitung von Maul- und Klauenseuche bei. Weil der graue Staub das weiße grönländische Inlandeis bedeckt, wird weniger Sonnenlicht reflektiert, das Eis erwärmt sich, schmilzt und hebt den Meeresspiegel.

Vorstellen brauch ich ihn nicht. Wir kennen ihn alle aus dem Fernsehen, Radio, der Website von CNN oder Daniel Fienes Weblog, wo wir seit ein paar Tagen beobachten können, wie Ivan Florida immer näher kommt, aber trotzdem unberechenbar bleibt.
Ivan ist so groß, dass er am selben Tag für Tote und Überschwemmungen in der Dominikanischen Republik und in Venezuela sorgen kann.
Ivan ist schuld daran, dass die Florida Keys zum dritten innerhalb von vier Wochen evakuiert werden, Jocelyn mit ihrer Familie nach Georgia geflohen ist und ich mit meinen Freunden jetzt NICHT im Flieger nach Miami sitze.

Als Trost gibt es heute ein Florida special.
Und wenns niemanden tröstet, hab ich mir wenigstens den Frust von der Seele geschrieben, und Zeit hab ich jetzt ja auch.

Auch ohne Fahrenheit 9/11 weiß man, das die Öl- und Rüstungsindustrie hinter der derzeitigen US-Regierung steht und daher Umweltschutzmaßnahmen oder Klimaabkommen ständig mißachtet werden.

In einem Zeitschriftartikel stand etwas über die Euphemismen, mit denen die Bush-Regierung ihr mangelndes Interesse am Umweltschutz veschleiert.

Umweltauflagen werden nie geschwächt oder gelockert, sie werden
"angepaßt" oder "reformiert".
Eine Gesetzesvorlage, die Holzeinschlag und Straßenbau in Nationalparks erleichtert, heißt
"healthy forests".
Abholzung nennt sich
"Mehrfachnutzung"
oder:
"Verringerung der Brandgefahr".
Ein Vorstoss, der den Kraftwerken weitere fünfzehn Jahre Frist zur Reduzierung ihrer Emissionen gewähren soll, heißt
"clear skies".
(Aus "du.749.Amerika.Vereinigte Staaten.Geteiltes Land")
Der Artikel hieß "Orwells Meisterschüler", denn George Orwell hat geschrieben: "Politische Rede und Verteidigung gilt heutzutage vor allem der Verteidigung dessen, was eigentlich nicht zu rechtfertigen ist. Die Sprache der Politik muß deshalb grossteils aus Euphemismen bestehen, aus einem wolkigen Ungefähren... Diese Worte legen sich auf die Fakten wie eine weiche Schneedecke, verwischen die Konturen und verdecken die Details." (1946)

Das "Du"-Heft über Amerika lohnt es nicht nur zu lesen, sonder auch sich anzusehen: illustriert ist es mit Bildern eines Fotografen, der auf der Suche nach Dinosauriern, den Haustieren der Amerikanern, wie er meint, durch die Staaten reiste. Er hat einige gefunden.

Gerade sind wir zurückgekommen von Freunden, denen der Jahrhundertregen Toilettenwasser dreißig Zentimeter hoch ins Schlafzimmer geschwemmt hat. Stundenlang hat die Feuerwehr (ein Beitrag zum größten Nachkriegsfeuerwehreinsatz in Münster, samstagnacht) das Wasser weggepumpt.
Ein paar Eindrücke vom Dienstagnachmittagzapping:
Der Hurrican in Florida schmeißt Wellblechdächer auf Amateurfilmer.
Autos wippen auf einer Flutwelle, die durch ein Küstendorf in Cornwall rast und die Fahrzeuge über die Klippen ins Meer spült.
Ein Nachrichtensprecher erzählt etwas über hundert Taifuntote in Südchina.
In der Türkei retten sich Menschen aus ihren überschwemmten Häusern, an Seilen, die aus Hubschraubern herabgelassen werden.
Und das steht heute in der Zeitung:
Die Europäische Umweltagentur warnt vor dem von Menschen verursachten Klimawandel, der Dürren, Hochwasser und Stürme auch immer häufiger in Deutschland auslöst. Die Co2-Konzentration sei so hoch wie seit mindestens 420.000 Jahren nicht mehr - "vielleicht sogar seit 20 Millionen." (Wie kann man das errechnen?) Drei Viertel der Schweizer Gletscher werden 2050 verschwunden sein. Die Durchschnittstemperatur sei inden vergangenen 100 Jahren im europäischen Durchschnitt um 0,95 Grad Celsius gestiegen. Der Meeresspiegel um 0,8 bis 3mm jährlich.

An der Küste des südchinesischen Meeres gibt es Städte, die sich darauf spezialisiert haben, Computer zu entsorgen. Achtzig Prozent der Computer aus den Vereinigten Staaten landen letzten Endes irgendwann in China, werden dort ausgeweidet und die Rohstoffe wieder neu verwertet. Was übrig bleibt, und das ist der überwiegende Teil der Geräte, verrottet in Flüssen und Tümpeln und vergiftet das Grundwasser. Die Einwohner ganzer Landstriche haben jetzt schon irreparabel schwarze Zähne und die Krebsrate ist dort überall gestiegen.

Im Nordpazifik, also von hier aus gesehen auf der genau anderen Seite der Nordhalbkugel, schwimmt die größte Mülldeponie der Welt. Sie ist so groß wie Westeuropa. Weil es zwar entlang der Kontinente Meeresströmungen gibt, aber in der Mitte des Pazifiks eine Art windstilles schwarzes Loch, schwimmen Plastikkanister, Verpackungen von Fast-Food-Restaurants, Kinderspielzeug und sonstige Kunststoffartikel jahrelang auf der Meeresoberfläche. Zusammen wiegt all der Müll wahrscheinlich sechs mal so viel wie alles Plankton im Pazifik. Das sieht nicht schön aus. Es dauert außerdem Jahrhunderte, bis der Kunststoff abgebaut wird. Und dann hat er sich in kleine, giftige Einzelteile aufgelöst, die in die Nahrungskette gelangen. Schon jetzt verenden viele Meerestiere, weil sie an großen Plastikteilen ersticken, sich damit verletzen oder darin hängen bleiben.

 

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