das universum (eine bibliothek)
die pracht des planeten
filmriss
human being
Joern
menschen die ich mag
orte
so lang ist das Leben
soccer
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren

 
Vor ein paar Tagen hat eine persische Frau meine Mutter besucht. Schon am Vortag hatte sie mehrmals bei meiner Familie angeklingelt, aber meine Mutter nicht erreicht, jetzt stand sie endlich in der Küche und versuchte ihr Anliegen zu erklären. Was ziemlich schwierig war, denn sie spricht nur ein paar Wörter Deutsch, und meine Mutter nur ein wenig Farsi.
Sie hatte einen Notizzettel dabei mit einer Internetadresse von Johannes B. Kerner und dem Namen einer ehemaligen persischen Königin - Farah Diba. Sie wollte irgendjemandem schreiben, zu erst dachten wir Johannes B. Kerner (seine Internetadresse stimmte nicht, aber schließlich fanden wir über Google heraus, dass Farah Diba letztens in seiner Schau gewesen war). Schließlich verstanden wir: sie wollte Farah Diba schreiben, und tatsächlich fanden wir auch ihre Website. Wirklich sehenswert, mit vielen Photogalerien (Der Schah mit seiner Frau in Disney World, California, Der Schah mit seiner Frau und ihrem ersten Kind, Der Schah mit seiner Frau während ihrer Krönung) und sogar Links zu Seiten, auf denen z.B. Persepolis in 3-D-Bildern präsentiert wird. (Jocelyn?s Lieblingsbild und der wohl größte Lacher: "Me and my husband holding hands.")
Man konnte der Ex-Schah-Frau auch e-mails schreiben, aber wir konnten die Funktion nicht finden, mit denen man persische Buchstaben schreibt, bzw. mit unserer Tastatur war das nicht möglich, so dass unsere persische Bekannte (sie wollte Farah Diba um Geld bitten, um ihre Eltern aus dem Iran ausfliegen zu lassen) noch mal wieder kommen wird. Dann wird sie einen Brief vorbereitet haben, den wir dann wohl auf Englisch an die "former empress of Persia" (so der Titel der Website) schicken werden.
dominicw meinte am 9. Okt, 11:35:
ergänzungen
eine woche später ist die Frau wieder gekommen und hat einen persischen Brief mitgebracht, allerdings in lateinischer Umschrift und nicht wirklich fehlerfrei. Meine Mutter hat trotzdem den Brief abgetippt, auf Farah Dibas Website kopiert und abgeschickt.

Bei Google ist sie auf einen sehr zynischen Brief Ulrike Meinhofs gestoßen, der Farah Diba über die Zustände in ihrem Land aufklären sollte. Meine Mutter war etwas erstaunt, denn sie dachte erst, sie hätte den Brief auf Farah Dibas offiezieller Website gefunden. Wäre eigentlich ein schönes Motiv für ihre Website: "Me with a letter from a german terrorist."

Beim Suchen über Google hat meine Mutter ausversehen den ganzen langen persischen Brief in lateinischer Umschrift in die Suchanzeige kopiert. Die Suche erbrachte kein Ergebnis.

Zufällig war gerade eine Nachbarin da und erzählte, sie habe den Ex-Schah schon einmal getroffen. Sie habe an einem Seminar in der Schweiz teilgenommen (in einem dieser Orte, die nach einem Käse benannt wurden, ich glaube La Gruyeres oder so) und der Schah habe dort Wintersport getrieben und sei mit einem Hubschrauber eingeflogen worden, lange nach seinem Sturz.

Viele persische Frauen, die heute in Deutschland leben, waren vor dem Sturz des Schah offensichtlich Mitglieder der sehr reichen Oberschicht. Das erklärt, warum viele der Meinung sind, unter dem Schah habe es keine Probleme gegeben und im Iran keine armen Leute.

Dazu hat Theresa erzählt (sie ist 1978 mit dem Zug durch die Türkei in den Iran gereist), dass der Zug, mit dem sie von Teheran in den Süden nach Abadan gereist ist, mit Steinen beworfen wurde, weil die Menschen so verärgert waren über die wenigen Reichen, die sich Zugfahrkarten leisten konnten. 
maikl_kei antwortete am 13. Okt, 09:27:
sicht der dinge
"Das erklärt, warum viele der Meinung sind, unter dem Schah habe es keine Probleme gegeben und im Iran keine armen Leute."

Ich habe letztens noch einen Russen für völlig blind erklärt, weil er mir in höchsten tönen vom alten regime vorschwärmte. er war der festen überzeugung, dass es keine probleme gab, man schön seine arbeit machen konnte und der staat für den rest sorgte. ausserdem meinte er, alle menschen hätten dort egal welcher herkunft als bruderschaft zusammengelebt.

vielleicht war es damals in seinem umfeld ja wirklich so toll...
was sagst du als historiker zu dieser meinung? 
 

twoday.net AGB

xml version of this page

powered by Antville powered by Helma