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menschen die ich mag

Zum Beispiel mag ich Mieze Bauschulte
WEIL ich niemanden kenne, der seinen Führerschein schon so lange hat: seit 1939. Einparken hat sie damals nicht gelernt, dafür gab es zuwenig Autos, aber sie fährt - solange es hell ist - immer noch Auto, und das mit dem Einparken klappt im Allgemeinen immer noch, nur manchmal nimmt sie ein bißchen Buschwerk mit, aber das macht dem Auto nichts, sagt sie, sowas ist das alles schon gewohnt.
WEIL sie Mieze genannt wird, und ich muß unbedingt mal herausfinden warum, vielleicht einfach deswegen, weil der Name so gut paßt, weil sie tatsächlich manchmal wie eine freundliche, altersweise Großkatze wirkt, die immer ein verbindliches Lächeln auf den Lippen hat, egal wie erschöpft sie gerade ist.

zum Beispiel mag ich Fortex
WEIL er so hart arbeiten muß und wer-weiß-wie-viele Putzstellen hat, um seine Familie in Afrika zu ernähren, aber trotzdem Theresa für zwei Wochen nach Nigeria eingeladen hat und ihr sogar den Flug dahin spendiert. Dabei sind die beiden gar kein Paar, seitdem Fortex in Afrika geheiratet und dort ein Kind hat, trotzdem kümmern beide sich rührend um einander, Fortex besucht Theresa zweimal täglich, wenn sie im Krankenhaus liegt, und Theresa erledigt den ganzen furchterregenden Schreibkram, dem Afrikaner in Deutschland ausgesetzt sind, obwohl die endlosen Ämterbriefwechsel ihr auch Angst einjagen.
Jetzt fahren sie in elf Tagen nach Afrika und waren extra in Berlin, auf dem Konsulat, wegen Theresas Einreisegenehmigung.
WEIL Fortex fast geweint hat vor Freude, als jemand ihm Kinderbücher mit biblischen Geschichten organisiert hat, die er seinem Sohn in Nigeria mitbringen will, und aus Traurigkeit, als Deutschland bei der EM in der Vorrunde ausgeschieden ist. Also mich hat das nicht so mitgenommen.

zum Beispiel mag ich den Erzbischof,
WEIL er natürlich in Wirklichkeit kein Erzbischof ist, wer weiß, ob ich ihn dann auch mögen würde. Seinen echten Namen habe ich leider vergessen. Jedes Mal, wenn ich ihn treffe, ist mir das peinlich, denn meinen Namen weiß er noch, und als Erzbischof will ich ihn auch nicht unbedingt ansprechen. Wir waren mal zusammen auf Exkursion in der Normandie, und der Erzbischof war mit Abstand der Älteste in der Gruppe. Selbst Geschichtsstudenten höheren Semesters entwickeln sich auf Exkursionen zu VIertklässern auf Klassenfahrt zurück, und irgendwie wurde eine ältere Studentin plötzlich zur "HERZOGIN" und hat wahllos Titel verteilt und Hofdamen, Herolde, Barden ernannt, und so blieb dem Erzbischof als Einzigem über sechzig nichts anderes übrig, als eine geistliche Rolle zu übernehmen, was er auch gerne machte, ich glaube er war in dem Moment nicht weniger angetrunken als die HERZOGIN. Zugegebenermaßen hätte er auch in Wirklichkeit Erzbischof werden können: fast wäre er Priester geworden, aber kurz vor den letzten Weihen hat er doch lieber geheiratet und ist Bankkaufmann geworden. Und nachdem er in den Ruhestand versetzt wurde, begann er seinen Magister in Geschichte zu machen. Er ist fast fertig, aber als ich ihn gestern getroffen habe, ging es ihm trotzdem nicht gut. Er hatte im Winter eine Krebsoperation überstanden und die Werte sind immer noch nicht wie sie sein sollten. Jetzt muß er noch ein paar Wochen auf weitere Ergebnisse warten, aber er versuchte so optimistisch wie möglich zu wirken: Da muß man durch, sagte er, und wenn man sich auf Besseres konzentriert, dann geht es einem auch gleich besser.
Das wünsche ich ihm.

zum beispiel mag ich Miriam und André
WEIL sie sich so gut verstehen, obwohl sie sehr unterschiedlich sind, Miriam eher zögernd, nachdenklich und ruhebedürftig, André eher unternehmungslustig, sehr gesellschaftsfreudig und ohne überflüssige Bedenken, trotzdem arrangieren sie sich und machen zusammen das beste aus ihrem Leben. WEIL ich sie ganz schön vermissen werde, jetzt da sie nach Bonn gezogen sind und gestern etwas verloren in ihrer neuen Wohnung standen und so aussahen, als wüßten sie nicht recht, wie das alles passieren konnte, plötzlich in einer anderen Stadt, und in einem Hochhaus zu wohnen, mit Blick aufs Siebengebirge, aber ohne die Möglichkeit, in zwei Minuten mit dem Fahrrad durch die Felder zu fahren. WEIL es nett ist Freunde zu haben wie sie, die ihre Meinung sagen, ermuntern können und im Notfall auch zu einem stehen würden.

zum Beispiel mochte ich Onkel Fritz immer besonders gerne,
WEIL er der liebenswerteste Opa der Welt war. Leider war er nicht mein Opa, nur der von meinem Cousin, und ein bißchen war ich immer neidisch: ich hätte auch gerne einen kleinen, lieben Opa mit Knuddelnase gehabt, der immer alles mit macht. Er war schon über achtzig, da ist er noch mit seinem Enkel Wildwasserbahn gefahren, hat im Garten Klimmzüge an der Teppichstange gemacht und Fußball gespiel (bis er sich einmal seine Schuhe kaputtgespielt hat, die Sohle hatte sich gelöst und er ist barfuß nachhause gegangen). Das war in Stuttgart, wir haben auf einem Schulhof gespielt und mußten dafür über ein Tor klettern, nur Onkel Fritz ist außen rum gelaufen. Schaffst du es nich mehr hier rüber zu klettern, Onkel Fritz, habe ich etwas erstaunt gefragt. Doch, doch, meinte er, aber was würden denn die Leute denken? Und WEIL er aus Ostpreußen kam und deswegen immer vom heilijen Jeist gesprochen und URall statt Ural gesagt hat. WEIL er zu den Leuten gehört, die eigentlich niemals hätten sterben dürfen, weil wie könnte die Welt ohne sie auskommen?
Freitag ist er gestorben, und jetzt müssen wir erstmal ohne ihn auskommen.

zum beispiel mag ich Freddie
WEIL er Hochbetten für seine Kinder selber baut, und liebevoll die Holzwände mit Figuren gestaltet, und manchmal repariert er sogar mein Fahrrad, und er ist nach Meinung seines verstorbenen Schwiegervaters "der beste Fahrradreparateur der Welt". Und WEIL er Dienstag auf einer Schulung in Wuppertal war, da hat er die Schwebebahn gesehen, und war entsetzt über den Straßenverkehr, da war ja die Berliner Straße, erzählte er, das war ja der Störfaktor Nummer eins, da waren soviele Spuren, und die fuhren alle so schnell, ohne Ampel wär man da nie rübergekommen. Da wollte ich echt sofort weg, und ins Paradies. Außerdem ist er der einzige Brasilianer, den ich kenne, und deswegen können seine blonden Kinder alle auch ein bißchen Portugiesisch. Und weil er von den Spaghettis seiner Frau schwärmt, also die Spaghettis, die Susi macht, die kann keiner so gut machen wie sie. (Susi bekommt sowieso noch einen eigenen Eintrag.)

zum Beispiel mag ich meine Oma
WEIL sie mir gestern ganz verschämt erzählt hat, dass sie sich "findet Nemo" als Videokassette gekauft hat, sie hat sich den Film auch schon angesehen (ich wäre gerne dabeigewesen) und war nur von der Vorschau am Anfang etwas irritiert. Das darf man keinem erzählen, dass ich das gemacht habe, meinte sie, und errötete kichernd. Naja. Jetzt schreibe ich in meinem Weblog darüber und wer weiß, wer das alles liest. Aber mal im Ernst: muß man sich für seine Oma schämen, weil sie sich "findet Nemo" kauft?
Also ich bin stolz auf meine Oma.

zum Beispiel mag ich Sara & Denis
WEIL jedes mal wenn ich sie im Odenwald besuche blendendes Wetter ist, und ich glaube das liegt daran, dass die beiden so blendend nett sind, dem Wetter bleibt gar nichts anderes übrig als ebenso nett zu sein. Außerdem mag ich das ganze alte Geschirr in der Wohnung, mit den vielen Initialien, die aber nie zu ihren eigenen Namen passen, S & D steht auf keiner Gabel und auf keinem Glas, nur obskure Kürzel wie B & L, oder R & T, wer immer das auch war, die hatten bestimmt nie eine Wohnzimmerpuppe, die man aufziehen konnte, und dann spielte sie die Kinderliedversion einer Mozartsonate, an der Denis sichtlich Freude hat.

Zum Beispiel mag ich Jocelyn
WEIL sie eigentlich hier an erster Stelle stehen müßte, und endlich für vier Wochen in Deutschland ist. ´Tschuldigung, wenn ich gerade nicht so richtig oft Lust habe, mich hier an den PC zu setzen, ich hoffe´, Ihr habt Verständnis!

zum Beispiel mag ich Theresa
WEIL sie eine Zeitlang in einem Wohnwagen gelebt hat, der über fünfzig Jahre alt war, írgendwo hinter dem Tiergarten in Wolbeck, niemand sonst lebte weit und breit, der Wagen stand hinter einem Ex-Kuhstall, der unter anderem von Theresa als Atelier genutzt wurde. Einmal kam sie im Dunkeln nach Hause und hatte gar nicht gemerkt, dass auf den Wiesen um ihren Wagen eine ganze Reihe Panzer standen, und erst nachts ist sie von dem Manöver wachgeworden, weil das Licht von Taschenlampen in ihren Wohnwagen schien und sie englische Stimmen hörte. Und WEIL sie später mit dem Wohnwagen nach Dorsten umgezogen ist und den ganzen Weg dorthin mit einem Traktor zurückgelegt hat. Zweimal wurde sie von der Polizei angehalten, das erste Mal wollten sie nur mal die Papiere sehen, aber beim zweiten Mal war es die Militärpolizei. Der Traktor war so laut gewesen, das Theresa nicht bemerkt hatte, dass sie wieder mitten in einem Manöver war und sich hinter ihr eine endlos lange Reihe Panzer stauten, die nicht überholen konnten, weil der Wohnwagen zu breit war.

 

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