der coerdemarkt in münster, sonst öde, grau, gemieden, verwandelt sich bei gutem wetter in eine piazza mit mediterranem flair, die sitzbänke in der kleinen fußgängerzone, umgeben von einstöckigen ladenzeilen, sind vollbesetzt mit russischen großmüttern und türkischen großfamilien, alle frauen tragen kopftücher, dicke nackte kinder spielen in dem brunnen, der aus häßlichen schwarzen würfeln zusammengesetzt ist, aus der neueröffneten eisdiele plärrt italienischer popschmalz, mitten auf dem platz führt eine treppe zu dem einzigen zweiten stockwerk in sichtweite, dort hat ein wirtschaftsprüfer sein büro, plötzlich öffnet sich die vergitterte tür und eine elegante frau stolziert langsam die treppenstufen hinunter, wahrscheinlich muß sie aufpassen, dass ihre pumps nicht in der gittertreppe steckenbleiben, ein paar jungs mit mountainbikes begaffen ihren auftritt, sie stolziert über den platz und wird von einem ältlichen glatzkopf im anzug in den arm genommen, die beiden verschwinden neben der vitrine, in der der ortsverein der cdu sich vorstellt, in richtung parkplatz, ein türkischer junge schreit einem mädchen hinterher, sie ignoriert ihn trotzdem, der M., der in einem hochhaus nebenan wohnt, rast mit seinem fahrrad über den platz, mit wehenden haaren, zwei verkäuferinnen haben feierabend und setzen sich zu mir auf die bank, auf englisch schimpfen sie über ihre männer, und eigentlich müßte auch jörn hier irgendwo mit seinen kumpeln rumhängen, wenn er nicht spurlos verschwunden wäre.